“Ich höre ihnen zu!”
Vor ein paar Tage hat mich ein Bekannter besucht, den ich schon zwei Jahre nicht mehr gesehen hatte und hat mir eine Frage gestellt, die mich etwas zum Nachdenken gebracht hat. Über die Antwort auf seine Frage musste ich zwar nicht lange nachdenken, aber im Nachhinein dachte ich mir, dass das eigentlich ein gutes Thema für einen Beitrag ist.
So, jetzt will ich mal mit seiner Frage rausrücken:
📌 “Karo, wie machst Du das eigentlich, dass Deine Pferde so alt werden?”
Damit ist gemeint, wie ich das mache, dass ich meine Oldies, die im hohen Dressursport (S* / S***) erfolgreich gelaufen sind, im Alter von 25 und 30 Jahren noch reiten kann und dass sie abgesehen von den kleinen Altererscheinung noch so munter und fit sind!
Meine kurze und knappe Antwort war, dass ich ihnen zuhöre.
Aber was meine ich damit konkret⁉️
Um zu erklären, wie ich auf die Aussage komme, muss ich etwas ausholen…
🐴🐴💙💙
Ich kenne meine Oldies, Sarino und Limit, seit fast 20 Jahren. Wir sind mittlerweile nicht nur ein eingespieltes Team, Partner in allen Lebenslagen, sondern auch beste Freunde. Dass ich meine Pferde nie als Sportgeräte gesehen habe, sollte ja mittlerweile bekannt sein. Selbst zu unserer aktiven Turnierzeit, in der ich enorme Leistung – physisch wie psychisch – von ihnen gefordert habe, durften meine Jungs genauso Pferd sein mit allem, was für mich dazu gehört (Koppel, Ausreiten, etc.).
Die Pferde und wir sprechen nicht die gleiche Sprache, aber meine Jungs haben mich gelehrt ihnen zuzuhören, ihre Signale zu deuten und “ungewöhnliche” Verhaltensweisen oder Bewegungen zu “lesen”.
Man könnte sagen sie haben mir alles beigebracht, um sie zu verstehen!
Selbstverständlich mache ich auch Fehler oder deute nicht immer gleich alles richtig, aber meine Jungs wiederholen ihre Zeichen solange bis ich begreife, was mit ihnen los ist oder sie mir mitteilen wollen. Beide haben mich im Lauf der Zeit vor einige Rätsel gestellt, die ich lösen musste. Mir blieb eigentlich gar nichts anderes übrig als alles zu analysieren. Vor allem mein Fuchs hat mir so einige Tritte in meinen Hintern verpasst oder mich deutlichst mit der Nase drauf gestoßen, um zu verstehen, dass etwas gerade nicht stimmig ist. Diese Aussage mag für viele befremdlich klingen, doch im Leben kommt es meiner Meinung nach immer auf Kommunikation an, egal ob zwischen den Menschen oder eben zwischen Mensch und Tier. Wie diese Kommunikation im Einzelfall aussieht ist dabei irrelevant, solange sie stattfindet 😉.
Ich denke allerdings, dass die Bereitschaft eines Menschen die anmutigen Tiere zu verstehen da sein muss, doch in gewisser Weise kann das jeder empathische Mensch auch lernen.
Meine beiden Oldies kenne ich in und auswendig (sie mich natürlich genauso) mit all ihren kleinen liebenswerten Macken. Jede normale Verhaltensweise habe ich mir gut eingeprägt, ihre normalen Vitalwerte kenn ich bspw. auch und das alles sind für mich Anhaltspunkte, um im Zweifelsfall alles analysieren zu können oder vor allem als Voraussetzung dazu erstmal zu bemerken, dass etwas nicht stimmt.
Verändern sich die normalen Verhaltensweisen gibt es meiner Meinung nach immer eine Ursache dafür. Jede Veränderung ist für mich ein Symptom oder wenn es anders sagen will, eine Reaktion auf die entsprechende Ursache.
Man sollte als Reiter oder Pferdebesitzer ein Bewusstsein entwickeln, Dinge wahrzunehmen und schlussendlich auch lernen diese dann zu deuten.
Eigentlich könnte man das auch auf das gesamte Leben übertragen, da ich – gerade weil meine Fellnase so alt sind, jeden Moment mit ihnen bewusst wahrnehme, zu schätzen weiß und genieße.
Nur nebenbei erwähnt: den Satz “ich MUSS jetzt reiten!” kann ich nicht mehr hören. Jeder Reiter sollte froh sein, wenn sein Pferd gesund ist und von ihm geritten werden kann! PUNKT.
Jetzt könnte man natürlich den berühmten Satz bringen “es sind ja NUR Tiere”. Ja, es sind Tiere, aber ich denke jeder weiß, was ich damit an dieser Stelle meine…
Um nochmal auf die Kommunikation zurückzukommen. Es ist für mich immer wieder sehr interessant und spannend wie die Tiere untereinander Dinge wie Rangordnung usw. klären ohne nur einen einzigen Satz zu wechseln. Sie geben eindeutige, unmissverständliche Signale alleine mit ihrem Körper. Die Mimik und Gestik in Verbindung mit dem Ohrenspiel sprechen schon für sich! Eigentlich können wir Menschen von den Tieren einiges lernen. Man sagt ja auch so schön, dass der Unterschied zwischen Meinung und Ahnung die Lautstärke ist. Diese Aussage lass ich jetzt mal unkommentiert so stehen.
So, wie wichtig mir die Kommunikation mit den Pferden ist, das Bewusstsein für die Tiere und der faire Umgang mit ihnen sollte nun deutlich geworden sein. Bis man die gleiche Sprache spricht dauert seine Zeit und ist alles andere als ein Kinderspiel. Doch wenn man dazu bereit ist, wird alles gut werden. Also hört Euren Fellnasen zu, seid aufmerksam und genießt die Zeit mit ihnen 🐴🍀😊.
In diesem Sinne könnt Ihr Euch auch gerne an mich wenden, wenn ihr noch Fragen zu diesem Thema oder auch einem anderen, haben solltet.
LG Karolin 🍀
Auf dem Selfie seht ihr übrigens meinen 30 – jährigen Professor und mich. Nachdem mein Fuchsi mir gestern eine wunderschöne knappe halbe Stunde im Sattel geschenkt hat, musste ich unbedingt ein Foto machen…
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1 Comment
Sehr schön geschrieben und mir aus der Seele gesprochen! Leider wird das auch in unserem super-entspannten Offenstall noch lange nicht von jedem gelebt, geschweige denn in Sportställen… Und dazwischen gibt es noch viele Abstufungen. Ich hoffe, dass das Bewußtsein hierfür noch viel, viel mehr wächst. Meine Stute habe ich bekommen, da war sie 16, ein Pulverfass an der Hengstkette. Heute, nach gut 1,5 Jahren, schlappt sie entspannt am Halsriemen neben mir, darf Pferd sein und zeigt dabei einen solchen Spaß z. B. am Gymnastizieren, dass einem das Herz aufgeht. Und dafür musste ich nicht mit ihr reden, über Stimmlob freut sie sich aber wie ein Dackel 🙂
Im Gegenteil habe ich das Gefühl, dass je lautloser unser Miteinander ist, desto mehr “spricht” sie mit mir. Nicht dass ich alles auf Anhieb verstehen würde, aber ich übe ja noch.
Schöne Grüße, Angi