verrücktes Huhn
Mit diesem schon länger angekündigten Beitrag möchte ich ein paar Worte über meinen Limo “zu Papier” bringen. Wer mein Professor ist und was er mir bedeutet, habe ich ja schon in einem anderen Beitrag geschrieben.
📌 Nun also zu meinem verrückten Huhn und wie Limo zu seinem Spitznamen gekommen ist.
Limo kam nach Sari zu mir und hat aus sportlicher Sicht genau dort angeknüpft, wo Sari mich schon hingebracht hatte. Mein Professor lief erfolgreich bis St. Georg und Limo bis Grand Prix Spezial. Sari hat mich bis zur höchsten Klasse gebracht und Limo hat mir den Feinschliff fürs Eingemachte in dieser Klasse verpasst. Mit ihm zusammen habe ich die Einer – und Zweierwechsel, sowie Piaffe und Passage und alle weiteren “S – Kleinigkeiten” gelernt.
Vom Reiten her sind Sari und Limo zwei völlig verschiedene paar Stiefel. Auch ihre Charaktere sind wie schwarz und weiß. Sie sind zwei unterschiedliche Persönlichkeiten mit einem Herz aus reinstem Gold!
Aber zurück zu Limo 🐴💙.
Von seiner Genialität im Sport und für mich einmaligen Art mit mir zu tanzen abgesehen, kann ich seinen Charakter nur schwer in Worte fassen. Wäre er ein Mensch würde ich wahrscheinlich sagen, dass seine Ehrlichkeit, Sensibilität und Treue mir gegenüber nur schwer ein zweites Mal zu finden ist.
Wenn er gut drauf ist, dann kann er auf der Stelle hüpfen wie ein Flummi – auf der Koppel und unter dem Sattel – und seine Energie war und ist nur schwer zu bändigen. Man muss in ruhig und geduldig zum Tanz bitten, ohne zu viel von ihm zu fordern. Ich musste lernen seine Energie nicht falsch zu verstehen (da er nie Schweinereien im Sinne hatte) sondern sie in die richtigen Bahnen zu lenken und ihm auch seine Freiheiten zuzugestehen. Er möchte sich auch heute noch mit 25 Jahren einfach bewegen und tanzen 😊.
Jetzt wollte ich fast schreiben, was man tun muss, wenn Limo mal schlecht drauf ist. Aber da fällt mir grad auf, dass es das bei ihm eigentlich gar nicht gibt. Wenn er was nicht tut, was man von ihm gefordert hat oder sich beim Reiter nicht von selbst anbietet, dann hatte er immer seinen Grund. Denn er ist sehr sensibel und wenn es ihm gesundheitlich nicht gut geht, zieht er sich auch mal zurück. Das ist schwierig zu beschreiben. Man könnte sagen, er ist dann einfach nicht er selbst. Klappen Lektionen nicht, könnte es rein theoretisch auch sein, dass die Anweisungen der Tante im Sattel zu ungenau waren oder die Vorbereitung hätte besser sein können 🙈. Limo quittiert solche Nachlässigkeiten unverzüglich.
🤕 Wie ihr wisst hatte Limo vor Jahren einen Unfall auf der Koppel bei dem das Licht in seinem rechten Auge erloschen ist. Er kommt wunderbar zu recht und ich bewundere ihn, wie er das händelt. Weiß man es nicht, würde man ihm nichts anmerken.
Doch seit sich seine Welt verändert hat, sind seine Charakterzüge noch ausgeprägter geworden. Das muss ich respektieren und ihm in gewissen Situationen auch mal etwas helfen. Ich darf ihm auch nicht böse sein, wenn er ab uns zu mal etwas länger braucht es visuell einzuordnen und deswegen beim Reiten einfach mal stehenbleiben und kucken möchte. Das alles ist für mich vollkommen in Ordnung. Unsere Freundschaft ist durch diese kleine Besonderheit noch inniger und stärker geworden. Ja, ihr habt richtig gelesen, unsere FREUNDSCHAFT 😊🐴💙.
Limo ist mein Tanzpartner beim Reiten, mein Seelentröster, wenn ich mal traurig bin, mein Zauberer, der mir jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert und mein Freund. So mancher Mensch könnte sich glücklich schätzen einen so reinen Charakter wie Limo zu haben.
Was er mir bedeutet kann ich gar nicht wirklich in Worte fassen. Er hat neben Sari und meinen beiden Pferdchen jenseits der Regenbogenbrücke, einen ganz großen Platz tief in meinem Herzen eingenommen.
Die Anfangszeit mit ihm war allerdings alles andere als einfach, was auch seinen Spitznamen erklärt. Limo war sehr misstrauisch in allen Situationen. Er hat zum Beispiel nichts aus der Hand gefressen, was ihm heute definitiv nicht mehr passieren könnte. Außerdem war er sehr zurückgezogen und hat den Eindruck gemacht, dass er beim Reiten einen Job ordnungsgemäß erledigen will.
Schnelle Handbewegungen oder hektische Situationen haben Limo komplett irre gemacht. Gerten durften nicht mal in seine Nähe ohne dass er sofort auf 180 war. Auf unserem ersten gemeinsamen Turnier wollte sich Limo kurz vor der Prüfung am Abreiteplatz z.b nicht die Gamaschen abmachen lassen. Was er da veranstaltet hat, hätte man echt filmen sollen. Durch solche Situationen hat sich schnell rausgestellt, dass Limo sich benehmen kann wie ein aufgescheuchtes Huhn und auch etwas verrückt ist.
Wie sich Limo im Laufe der nun schon fast 20 Jahre von einem misstrauischen verrückten Huhn zu einem Freund entwickelt hat, das kann ich kaum fassen. Anfangs hat er mich mit Sattel kaum aufsteigen lassen ohne flüchten zu wollen, heute steht er am Halfter mit einem Strick ohne Sattel neben der Aufsteighilfe bis die Tante es geschafft hat auf seinem Rücken Platz zu nehmen.
Ich könnte noch stundenlang weiter erzählen…
Aber auf einen Punkt möchte ich nochmal eingehen.
Limo hat zwei wunderschöne Augen, kann man aber leider nur noch mit einem davon sehen. Trotzdem gefällt mir sein dunkles Auge noch genauso gut wie vorher. Warum sage ich das so??? Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, Limo nun anders zu betrachten. ABER, wenn ich sehe, wie Menschen mit Tieren, die eben ein Handicap haben – und nehmen wir doch als Beispiel gleich mal ein dunkles Auge wie bei Limo, umgehen, dann könnte ich mich für meine Mitmenschen schämen. Dass ich nicht die Klappe halte und die Leute frage, ob sie noch ganz sauber sind, sollte sich ja schon herumgesprochen haben!
Ein Pferd (FLUCHTTIER im Übrigen), dass auf einer Seite nichts sieht, zeigt in manchen Situationen Reaktionen, die man so erstmal nicht erwartet oder kennt. Die Fellnasen meinen das aber nicht böse, sondern sehen die Welt eben etwas anders als der Rest. Pferde haben ja auch ein anderes Sichtfeld wie wir Menschen! Wobei ich glaube, dass diese hochempathischen Exemplare von Menschen gar nicht so weit denken!
Ein konkretes Beispiel möchte ich Euch noch schildern: Limo wurde mal der Kopf in der Boxtür eingezwickt, weil dieser hochintelligente Mensch sich zu fein war, Limo ein kurzes Zeichen zu geben, dass nun gleich die Boxtür geöffnet wird, damit Limo den Kopf zurücknehmen kann. Ende vom Lied: Limo stand verängstigt in der Box, ich hatte größte Sorge, dass seinem hellen Auge was passiert sein könnte und statt diesen Menschen mit Anlauf eine reinzuhauen, stand ich erstmal schockiert über so viel Dummheit da und habe die Klappe erst nach einigen Sekunden aufbekommen. Was ich dann von mir gegeben habe, wiederhole ich definitiv nicht!
An dieser Stelle möchte ich mich nun einmal bedanken. Eine namentliche Auflistung ist denke ich nicht notwendig, denn ich werde es jedem selbst überlassen, sich angesprochen zu fühlen oder eben nicht. So ein Pferd wie Limo schürt den Ofen rund um Neid und Missgunst bis zum Siedepunkt an.
Wenn diese Steinewerfer dann noch checken, dass der Jockey lernt dieses Pferd zu reiten und ein Team entsteht, dann wirds teilweise für diese Leute unerträglich!
Leute, ihr wisst gar nicht, wie ihr mich motiviert habt, gerade Euch zu zeigen, was Limo und ich können UND Euch Eure Schandmäuler zu stopfen!!! Vielen Dank für alle üblen und dummen Kommentare. Lasst Euch gesagt sein, dass ich mir die Freude an meinen Fellnasen NIE verderben lassen werde 😉✌🏻.
So, jetzt habt ihr auch einen kleinen Eindruck von meinem verrückten Huhn 🐴💙.
Ein schönes Wochenende für Euch!
LG Karolin
2 Comments
DAS nenne ich mal eine Liebeserklärung an ein Pferd! Wunderschön. Ich habe einen blinden Kater und weiß, wie es ist, mit einem “besonderen” Tier zusammen zu leben. Mein Stütchen (eher “Kampflokomotive”) und ich mussten uns auch erst zusammenraufen, aber das Band, das wir jetzt haben, nimmt uns keiner mehr.
Ganz liebe Grüße, Angi
Vielen Dank für Deinen Kommentar, liebe Angi 😉