Auf dem Rücken eines Pferdes Platz nehmen zu dürfen ist ein Geschenk
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Zum Ostermontag ein paar Gedanken
„Auf dem Rücken eines Pferdes Platz nehmen zu dürfen ist ein Geschenk“
In diesen etwas ruhigeren Ostertagen schadet es nicht sich einmal selbst über die Schulter zu blicken und sich bewusst zu werden, was für ein Privileg wir Reiter eigentlich haben.
Was ich oft erlebe ist genau das Gegenteil. Man nimmt das Pferd und dessen Gesundheit als selbstverständlich, sieht das Reiten und das Versorgen des Pferdes als lästige Pflicht und lässt auch negativen Emotionen, die man z.B. aus der Arbeit mit in den Stall genommen hat, im schlimmsten Fall noch am Pferd – das den ganzen Tag auf seinen Menschen gewartet hat – aus!
Wann wachen wir Menschen endlich auf?
Klar, niemand ist frei von Fehlern und das will ich auch gar ansprechen. Doch es geht um die grundsätzliche Einstellung zu den Pferden. Schwierige Phasen im Training oder in der Erziehung der Pferde, die nun mal sein muss, gibt es immer. Aber man kann Probleme so oder so lösen und angehen. Unwissenheit oder Hilflosigkeit gelten hier für mich auch nicht als Ausrede. Denn es gibt genug Trainer, die ja bekanntlich für die Lösung von Problemen da sind. Man sollte sich nur den Richtigen aussuchen. Gesunder Menschenverstand hilft bei der Wahl des Trainers im Übrigen.
Ich höre und sehe, wenn ich auf meinen Touren unterwegs bin, immer wieder Dinge, die einfach nur abscheulich sind und nein, ich persönlich werde meinen Mund nicht halten, sondern diese Dinge ansprechen. Das wird auch so bleiben, denn anders kann sich nichts ändern. UND ändern muss sich vieles!
Man macht sich selten Freunde, wenn man Reiter direkt anspricht, aber das ist mir persönlich zum Wohle der Pferde relativ und ich hoffe vielen anderen auch. Zumal ich diese speziellen Menschen gar nicht zum Freund haben möchte, da sie mit den gutmütigen Pferden so furchtbar umgehen.
Natürlich hat jeder eine andere Einstellung und auch andere Ziele bzgl. dem Training der Pferde usw., aber das Wohl und der Respekt vor dem Lebewesen Pferd, das so viel für uns Menschen macht, sollte immer an erster Stelle stehen.
Um zu verdeutlichen, was ich mit meinen Worten genau meine, möchte ich noch eine Situation – stellvertretend für viele andere, die ich miterleben musste, ansprechen.
Es ist noch nicht lange her, da habe ich ein Pferd gesehen, dass die Arbeit auf dem Reitplatz verweigert hat. In welcher Form das Pferd dies gezeigt hat, ist hier sekundär. Der Punkt ist, wie der Reiter oder die Reiterin und der zugehörige Trainer oder Trainerin auf diese Situation reagiert haben. Es fielen Worte, die ich eigentlich nicht im genauen Wortlaut wiedergeben möchte. Der Tenor war jedenfalls mit Gewalt das Pferd dazu zu bringen, was es tun soll. Dies ist für mich der komplett falsche Weg. Denn Gewalt und Zwang bringen kein Pferd dazu seinen Reiter stolz zu tragen und die ihm abverlangten Dingen zu tun und fördern auch keine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Tier!
Doch hier muss ich nun unbedingt etwas ansprechen, dass mir sehr wichtig ist:
Symptom & Ursache
KEIN Pferd verweigert die Arbeit OHNE einen Grund dafür zu haben. Es gibt immer eine Ursache! In den meisten Fällen einer Verweigerung oder eines Blockierens sind es Schmerzen. Aber oft verstehen uns die Pferde auch nicht und wissen nicht, was der Reiter in dem Moment von ihnen möchte.
Wann begreifen das die Reiter endlich?
3 Säulen System als Fundament
Wir Reiter sind in der Pflicht alle Voraussetzungen – Haltung, Fütterung und Training sind hier für mich die wichtigsten drei Parameter – so zu harmonisieren, dass das Pferd die Leistung erbringen kann, die wir von ihm fordern. Denn wir haben die Verantwortung für das Pferd übernommen, was auch schon im Tierschutzgesetz geschrieben steht.
Meine Philosophie ist die, die Pferde so zu trainieren und zu unterstützen, dass ihre wunderbaren Eigenschaften wie die Anmut, die Würde, die Grazie gefördert werden und sie als Endziel stolz ihre Reiter zum Tanz auffordern. Das klingt sehr hoch gegriffen, ist aber in einer harmonischen und fairen Partnerschaft mit den Pferden möglich. Dass die Dressur, schonend und pferdegerecht erarbeitet, gesunderhaltend für Pferde ist, sei hier nur ganz kurz erwähnt.
Zwang & Gewalt
Reiter, die durch Zwang und Gewalt ihre Pferde brechen wollen und diesen sanften Lebewesen ihre Würde rauben, zeigen selbst wie fern sie einem empathischen Umgang mit einem Lebewesen sind! Traurig ist das.
Bevor ich nun meinen Text beende, möchte ich noch erwähnen, dass ich niemanden persönlich angreife. Wer sich aber angesprochen fühlt, wird seine Gründe dazu haben.
Geschenk
Ich wünsche mir nur, dass wir Reiter unsere Pferde fair behandeln, für das Geschenk auf ihrem Rücken Platz nehmen zu dürfen, dankbar sind und sie als Partner ansehen.
Harmonie & Leichtigkeit
Denn es gibt doch nicht schöneres als mit unseren Pferden harmonisch und fair umzugehen, in Leichtigkeit und Harmonie zu reiten – egal, welche Disziplin und das sollte das Ziel jeden Reiters sein.
Frohe Ostern für Euch und Alles Liebe
LG Karolin