Gewalt beginnt, wo das Wissen endet.
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“Gewalt beginnt, wo das Wissen endet.”
Nun ist es mal wieder soweit und schon geht es mit einem Beitrag los, der mir sehr wichtig ist.
“Gewalt beginnt, wo das Wissen endet.“
Jeder von uns Reiter weiß, dass wir mit den Pferden immer mal wieder an unsere Grenzen stoßen und das ist auch ganz normal .
Kein Mensch und auch kein Reiter ist frei von Fehlern. Aber statt an dieser Stelle zur Gewalt als letzten Ausweg zu greifen sollte man sich erstmal überlegen, warum man an seine Grenzen gestoßen ist oder gerade in einer Sackgasse feststeckt.
Das Stichwort ist hier wie so oft:
Ursachenforschung
Selbstverständlich haben wir es mit großen, mächtigen Tieren zu tun. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass sie uns körperlich weit überlegen sind und Gewalt in keinem Bereich des Lebens eine Lösung ist. Denn sowohl ein Shetty, wie auch ein Kaltblut von fast einer Tonne Gewicht reagiert auf eine Fliege, was uns zeigen sollte, wie sensibel diese mächtigen Tiere eigentlich sind.
Abgesehen von Konsequenz bzgl. der wichtigen Erziehung eines Pferdes und klaren „Ansagen“, damit die Pferde uns verstehen und entsprechend gewünschte Reaktionen auf unsere Aktionen zeigen können, gehört Gewalt in Form von Schlägen usw. einfach nicht in unserem Sport .
Wir alle wollen doch das Pferd als Partner, ein Team mit unserem Pferd sein, gemeinsam Spaß haben und nichts Anderes. Wer sein Pferd als Sportgerät oder Maschine, die für Erfolge funktionieren soll, ansieht braucht – böse gesagt – gar nicht weiterlesen .
Denn jeder kann sich an dieser Stelle einmal vorstellen, wie wunderschön das Leben mit seinem Pferd als Partner – Teampartner – sein könnte. Gemeinsam durch dick und dünn gehen, wunderbare Momente erleben, den Weg als Ziel ansehen und ihn als vertrautes Team gemeinsam gehen.
Aber zurück zu den oben erwähnten wichtigen Worten.
Warum beginnt ein gewalttätiges Handeln dort, wo das Wissen endet. Ich behaupte man greift nur zu diesem letzten Mittel, wenn man sich nicht mehr anderweitig zu helfen weiß. Statt sich weiterzubilden, jemandem um Hilfe zu bitten oder einen Plan B parat zu haben ist es schlicht einfacher zum „Knüppel“ zu greifen und seiner angestauten Wut so Luft zu machen.
Hier zeigt sich ganz nebenbei auch, wer sich selbst in solchen emotional schwierigen Momenten im Griff hat und wer nicht. Der Punkt, den ich hier anspreche und auch schon mal ein paar Worte darübergeschrieben habe, ist die Selbstdisziplin .
So, genug über das Problem. Jetzt geht’s zur Lösung für solche Momente.
Es gibt immer Leute, die man um Rat fragen oder um Hilfe bitten kann. Das ist kein Zeichen von Schwäche oder sonst was. Im Gegenteil so zeigt man, dass man nach einer Lösung sucht, sich weiterbilden möchte und eben nicht den letzten Ausweg wählt.
Denn eine Wahl hat man immer und die Entscheidung, welchen Weg man geht, liegt bei jedem selbst. Dass es keine Pauschallösung gibt, wenn man es mit Tieren zu tun hat, ist auch klar. Aber gerade deswegen ist unser Sport ja so interessant und spannend. Jede Fellnase gibt uns regelmäßig Rätsel auf, die wir dann lösen dürfen.
Hier kommt es darauf an Zeichen der Pferde bewusst wahrzunehmen und schlussendlich zu entschlüsseln. Sollte irgendein Reiter oder Pferdebesitzer behaupten, dass das Leben mit seinem Pferd langweilig ist, dann darf derjenige sich gerne bei mir melden. Scherz beiseite, ich gehe davon aus, dass jeder weiß, was ich meine.
Schwierige Tage gibt es und es wird auch immer mal wieder vorkommen, dass beim Reiten etwas schiefläuft. In Menschensprache würde man sagen, dass man aneinander vorbeiredet .
Die Kommunikation ist der Punkt und die ist nun mal nicht ganz einfach. Aber auch wenn mal was nicht so läuft wie geplant, ist das kein Weltuntergang. Man kann solchen Situationen erstmal das (emotionale) Feuer rausnehmen, etwas Ruhe einkehren lassen und dann von neuem beginnen. Wichtig ist aber auch sich sicher zu sein, dass das Pferd gesundheitlich fit ist und das ausführen kann, was von ihm verlangt wird .
Ich persönlich versuche immer ein Spiel zwischen Pferd und Mensch zu entwickeln und den Spaß für beide Seiten zu erhalten. Arbeitet an Eurer Kommunikation, agiert bewusst und freut Euch über jeden schönen Moment. Denn auch unsere mentale Einstellung ist sehr wichtig und zielführend.
Seid Euch bewusst, dass die Pferde für uns ihr Bestes geben und uns keine Steine in den Weg legen wollen. Sie verstehen uns oft nicht oder haben tatsächlich selbst irgendein (körperliches) Problem, warum sie etwas nicht tun oder sich in unseren Augen seltsam verhalten. Also wählt den Weg auftretende Probleme zu entschlüsseln, verständlich für die Pferde zu agieren und handelt immer bewusst, denn unsere Pferde nehmen mehr wahr, als wir denken .
Viel Spaß mit Euren Pferden .