Dressurreiten als Dialog
Die Stimmen meiner Umfrage auf Facebook und Instagram am vergangenen Wochenende waren eindeutig, dass mein nächster Artikel über das Dressurreiten gehen soll. Da aber auch Stimmen für das gebisslose Reiten aufkamen, möchte ich eine Kombination aus beiden machen.
➡️ Also los geht’s mit meinem gebisslosen Artikel über das Dressurreiten 😉✌🏼
So, vorab möchte ich Dich darauf hinweisen, dass ich das Dressurreiten natürlich nicht erfunden habe, aber im Lauf der Jahre und durch meine Lehrmeister, Trainer und eigenen Erfahrungen doch meine eigene Philosophie rund um die Pferde und das Dressurreiten entwickelt habe. Daher kommt auch meine Begeisterung für das gebisslose Reiten, schätze ich. Wobei ich noch erwähnen möchte, dass meine besten Lehrmeister meine Jungs waren und auch immer noch sind. Denn meine Aussage ist immer, dass die Pferde unsere Fragen alle beantworten, wenn wir ihnen „zuhören“.
Ich beginne nun mal mit der Frage, was das Dressurreiten eigentlich ist.
Wie ich auch in meinen Webinaren erkläre, ist die Dressur ja bekanntlich für das Pferd da und nicht umgekehrt. Das Hauptanliegen der Dressur ist es die Pferde so zu gymnastizieren, dass sie lange gesund erhalten werden können. Zudem fördert die reelle, pferdegerechte Dressur ohne Zwang einfach die natürlichen Veranlagungen der Pferde. Das Exterieur der Pferde wird bzgl. Muskulatur usw. weiterentwickelt, die Gänge können im Sinne der Pferde optimiert werden, der Anmut der edlen Geschöpfe wird gestärkt und vieles mehr.
Man könnte kurz und knapp sagen, dass man durch die Dressur einen rohen Diamanten formen und zum Glänzen bringen kann ✔️.
Nur rein theoretisch ist das angefangen von der Biomechanik bis hin zur Ausbildungsskala alles logisch und hört sich einfach an. Doch die Praxis sieht oft anders aus, da einfach immer mal Schwierigkeiten mit den Pferden auftauchen. Angefangen von gesundheitlichen Problemen, die man beachten muss bis zum Wesen des jeweiligen Pferdes z.B. bezogen auf die Sensibilität, können so ziemlich überall Baustellen auftauchen, die man mit Geduld und Verstand bewältigen muss.
Hier ist dann nicht nur die Dressur an sich gefragt, sondern vor allem ein Gefühl für die Pferde und der bewusste, menschliche Verstand ‼️
Mein wichtigster Punkt ist immer, dass Pferd und Reiter Freude beim Reiten haben, egal welches Ziel man sich als Reiter gesetzt hat oder welcher Disziplin man schlussendlich nachgeht.
Die Dressur kann aus einem Pferd und einem Reiter eine fantastische Einheit machen, ein Team, dass sich mit minimalen Signalen versteht und gerne miteinander ist.
Aber wir erreicht man das, was sich so wundervoll anhört?
Beginnen sollte man immer mit den Basics, sprich der Grundausbildung für Pferd und Reiter. Hierfür sollte man sich Zeit nehmen, denn hat man die Basics reell erarbeitet und im Lauf der Zeit gefestigt gibt es nach oben fast keine Grenzen.
Noch wichtiger ist mir aber mit welcher Einstellung man als Reiter auf sein Pferd zugeht. Wer das Pferd als Sportgerät sieht, ist an dieser Stelle übrigens raus und sollte nicht weiterlesen.
Der berühmte Satz, dass das Pferd Dein Spiegel ist, stimmt für mich zu 105 %. Das bedeutet, wenn man auf das Pferd mit einem offenen Herzen zugeht, dann wird man auch genauso empfangen.
Also geht es mir darum sich bewusst zu machen, welche Einstellung man mitbringt und ob man diejenige vielleicht optimieren sollte.
Du erinnerst Dich an das Spiegelbild?
Da ich aber doch sehr deutlich davon rede, dass man durch die Dressur ein fantastisches Team werden kann, sollte ich noch darlegen, warum das meiner Meinung nach so ist und vor allem, wie man das erreichen kann.
Vorab aber die Frage, was für mich persönlich ein Team wirklich ist.
Ein Team ist für mich eine Pferd – Mensch Kombination, die fein und leise kommuniziert, sich irgendwann „blind“ versteht und vieles mehr. Jeder empathische Reiter weiß an dieser Stelle denke ich, was ich genau meine und kann sich bis ins kleinste Detail ausmalen, was hinter meinen Worten steckt.
All dieses, was Du Dir nun vorstellst und ausmalst, kannst Du durch die Dressur auch erreichen.
Das Dressurreiten basiert auf einer feinen Kommunikation mit dem Pferd und fördert das Verständnis zwischen Pferd und Reiter. Da wir nicht die gleiche Sprache sprechen zeigt uns die Dressur, wie wir trotzdem mit den Pferden kommunizieren können und wie sensibel diese großen Geschöpfe auf uns reagieren.
Hier stelle ich auch den Zusammenhang mit dem gebisslosen Reiten her. Denn jeder Verzicht auf ein Gebiss im Pferdemaul zeugt von der Motivation tatsächlich im Sinne der Pferde zu handeln und eine Kommunikation basierend auf Vertrauen aufzubauen.
Denn, viele Reiter haben etwas wenig Wissen rund um das Pferdemaul und der Auswirkungen des Gebisses auf das Pferd. Das finde ich persönlich sehr schade. Zumal ich davon überzeugt bin, dass nahezu alle Reiter anders agieren würden, wenn sie mehr über diese Thematik wüssten.
Doch noch eine Anmerkung zum gebisslosen Dressurreiten. Vor einigen Jahren, als ich noch nicht allzu lange gebisslos geritten bin, habe ich mal den nachfolgenden Satz von mir gegeben.
Das gebisslose Reiten ist eine sehr gute Überprüfung wie reell man wirklich reitet.
Damals war mir gar nicht so bewusst, was ich da alles mit wenigen Worten angesprochen habe.
Denn ich sage immer, dass beim Dressurreiten Technik gefragt ist und beim gebisslosen Reiten noch mehr, da man als Reiter nicht schummeln kann. Mit Kraft, wie es viele Reiter mit Gebiss machen, kommt man beim gebisslosen Reiten nicht weit. Deshalb kurz und knapp: Technik ist gefragt!
Für alle, die immer noch behaupten, dass man gebisslos nicht alles machen kann oder das gebisslose Reiten seine Grenzen hat. Dem möchte ich aus meiner persönlichen Sicht widersprechen.
Von der normalen Anlehnung, die einen positiven Spannungsbogen im Pferd impliziert, über das Reiten der Basics bis zu den hohen Dressurlektionen ist alles möglich.
Taten sagen immer mehr als Worte!
Es kristallisiert sich heraus, dass man mit den Pferden bzgl. Des Dressurreitens, ob mit oder ohne Gebiss, einen Dialog führen muss. Führt man einen Monolog, achtet nicht auf die Reaktionen seines Pferdes usw. kann man nicht zu einem Team werden.
Alles Gute für Dich und Dein Pferd 💕.
LG Karolin 🍀